Die Almwirtschaft war und ist seit jeher ein wichtiges Anliegen der Bauersleute und diese hat auch einen immens wichtigen Stellenwert im Alpenraum. Denn durch die Bewirtschaftung der Almweiden wird das Zuwachsen der Böden verhindert und somit stellt dies einen wichtigen Teil der Landschaftspflege in den Bergen dar. Zudem merkt man es auch bei der Verarbeitung der Milch, denn die saftigen Kräuter der Almböden verleihen Butter und Käse einen unverwechselbaren Geschmack. Die zum Hof gehörende „Tauernkarleitenalm“ befindet sich zwischen Zauchensee und der Gnadenalm bei Untertauern. Seit nunmehr elf Jahren bewirtschaften Onkel Michael Haym und seine Frau Veronika die Alm auf 1.653 m Höhe von Mitte Juni bis Anfang September. Die Alm ist ein wahres Juwel in seiner Ursprünglichkeit und Gemütlichkeit, die ihresgleichen sucht. Beim Betreten der Hütte fühlt man sich in frühere Zeiten versetzt und wenn Veronika das Brot mit Butter und Käseund dazu ein Glas Buttermilch serviert – alles auf der Alm selbst hergestellt - dann weiß man den Wert von echten Lebensmitteln erst zu schätzen.
Rund 75 Stück Vieh befinden sich während der Sommermonate auf der Alm. Wenn der nahende Herbst die Landschaft in ein pittoreskes Bild taucht und die Nächte kühler werden, heißt es Abschied nehmen. Es ist nun an der Zeit, den Almabtrieb vorzubereiten, was einen großen Aufwand bedeutet. Früher war das Schmücken des Viehs ausschließlich Arbeit der Sennleute auf der Alm, heutzutage helfen die Bauersleute im Tal kräftig mit. Es sind kleine Kunstwerke, die hier entstehen. Lediglich das Grünzeug für den Schmuck, wie Almrosen oder Silberdisteln, wird erst kurz davor frisch gebunden, damit es nicht welk wird. Insgesamt dauern die Vorbereitungen an die vier Wochen.Das Schmücken der Tiere hat übrigens auch eigenen Gesetze: Wenn während des Almsommers jemand der Bauersleute verstorben ist, so ist der Schmuck schwarz und eigentlich wird der geschmückte Almabtrieb nur abgehalten, wenn auf der Alm kein Unglück passiert ist.
Um 5.00 Uhr früh treffen sich die rund 25 Treiber zu einem gemeinsamen Frühstück am Hof, um sich für den langen Weg zu stärken. Schließlich sind es 20 km von der Tauernkarleitenalm bis zum Untersulzberghof, was einen Marsch von rund vier Stunden für Mensch und Vieh bedeutet. Die Kühe und Kälber werden nun aufgekranzt und los geht´s in Richtung Tal. Der Weg führt über Untertauern nach Radstadt, wo sich um die Mittagszeit schon zahlreiche Besucher im Ortskern und entlang des Weges eingefunden haben, um das prächtige Schauspiel mitzuerleben. Angeführt von der Schnalzergruppe des Ortes passiert der Zug das Zentrum und die Treiber verteilen den sogenannten „Schnuraus“, ein spezieller Lebkuchen, der extra für diesen Anlass gebacken und an die Zuschauer entlang des Weges verteilt wird. Mit etwas Glück gibt´s auch ein Gläschen selbstgebrannten Schnaps. Nach einem weiteren Kilometer hat der Zug schlussendlich den Untersulzberghof erreicht und nun wird gefeiert. Beim Hoffest mit echter Volksmusik, Handwerksvorführungen sowie Speis und Trank aus der bäuerlichen Küche feiern Gäste und Einheimische bis in die frühen Abendstunden. Auf der Tauernkarleitenalm ist hingegen Stille eingekehrt – bis zum nächsten Sommer.
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Tipps und Infos:
Mehr Infos zum Almabtrieb in Radstadt findest du hier.
Nächster Termin: 14. September 2024.