Von Heiligen und deren Gefährten – Nikolaus und Krampus im Pongau

Meine Erinnerungen an den heiligen Nikolaus und seine schaurigen Gefährten gehen bis in meine frühe Kindheit zurück. Schon Tage, wenn nicht Wochen zuvor, bin ich auf einmal zum bravsten Kind mutiert. Immer schön der Mama helfen, nicht mit meinem Bruder streiten, …die Liste war lang. Dann lobt er mich sicher, der gute Nikolaus, hab ich mir gedacht. Hat sicher ein Sackerl für mich und seine schönen Engerl lächeln mir freundlich zu. Und die bösen Krampusse müssen dann draußen bleiben. So oder so ähnlich waren als Kind meine Gedanken, wenn der 6. Dezember, der Nikolaustag näher rückte. Im Pongau und Pinzgau, aber auch in anderen Bezirken in Salzburg, ist der Brauch des hl. Nikolaus tief verwurzelt. Ich erzähle euch jetzt einmal, worum es hier eigentlich geht. Traditionell sind am 5. und 6. Dezember die verschiedenen Passen unterwegs. Eine Pass besteht aus dem hl. Nikolaus, seinem Körblträger und schaurige Gestalten, die Krampusse. Sie gehen von Haus zu Haus und besuchen die Bewohner. In vielen Orten werden sie auch noch von zwei in weiß gekleideten Damen begleitet, die Engerl.
Die Tradition besagt, dass die Krampusse die bösen Geister aus den Häusern mit ihren Schellen und ihrem Gebrüll vertreiben und der heilige Nikolaus das Haus danach segnet, damit die Bewohner auch im nächsten Jahr von Unheil und Krankheit verschont bleiben. Am Tag, an dem der Nikolaus kommt, versammelt sich die Familie meistens gemeinsam am Küchentisch. Die großen Kinderaugen strahlen vor Vorfreude und Erwartung, was der Nikolaus denn heuer zu sagen hat. Der Krampus wartet währenddessen brav hinter dem Nikolaus, damit seine Schellen nicht das Lob des hl. Mannes übertönen. Danach gibt es dann immer noch köstliche Sackerl gefüllt mit Nüssen, Mandarinen und einem Schoko-Nikolo. Die Erwachsenen bekommen oftmals die Rute der Krampusse zu spüren, weil sie im vergangenen Jahr meistens nicht so brav waren wie die Kinder. Der Nikolaus trägt ein rotes, violettes oder goldenes Kleid und dazu am Kopf eine Bischofsmütze. Ebenso gehören der weiße Bart und der lange Stab mit einem Kreuz am oberen Ende zu seinem Outfit dazu. Der Körblträger ist sein alter Gefährte, der in den Häusern den hl. Nikolaus ankündigt und in seinem  großen Holzkorb Geschenke für die Kinder bringt. Die Krampusse tragen aufwändig geschnitzte Holzmasken aus Zirbenholz. Auf den Masken werden traditionell Ziegenhörner angebracht.

Wolfgang Gangl aus St. Johann ist einer der bekanntesten Maskenschnitzer im Salzburgerland. Im Jahr 1970 hat er seine erste Krampusmaske aus Holz geschnitzt. Er erzählt, dass sich der Herstellungsprozess in den letzten 40 Jahren kaum verändert hat. Man beginnt mit einem großen Stück Holz, welches grob mit der Motorsäge in Form gebracht wird. Im zweiten Schritt wird der Holzblock in eine Hobelbank eingespannt. Danach wird geschnitzt und zum Schluss die Maske noch mit Farbe bemalt um die schaurig bösen Gesichter zum „Leben“ zu erwecken.  Mittlerweile haben die Söhne von Wolfgang, Philipp und Wolfgang jr. den Betrieb übernommen. Philipp Gangl: „Schon als Kind war ich von der Arbeit meines Papas sehr fasziniert. Er hat uns das Handwerk dann Schritt für Schritt beigebracht uns somit sind wir jetzt mit viel Einsatz und Freude dabei.“ Bei meinem Gespräch mit Philipp und seinem Vater habe ich erfahren, dass sich die Maskenschnitzerei nicht nur auf die Zeit vorm Krampus beschränkt, sondern sie das ganze Jahr damit beschäftigt sind. Als ich ihre Werkstatt betreten habe, war ich sehr fasziniert von den verschiedenen, aufwändig geschnitzten Masken, die überall an den Wänden hängen. Weiters erzählten sie, dass ihre Masken nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt im Umlauf sind. So haben sie schon Krampusmasken nach Australien, Nepal und sogar nach Tibet verkauft.

Schon seit Jahren ist es Brauch, dass sich die  verschiedenen Krampusspassen nach den Hausbesuchen zu einem Krampusrummel oder –lauf treffen. In St. Johann findet einer der größten Krampusläufe am 06. Dezember im Obermarkt statt. Hier treffen sich bis zu 1.000 Krampusse mit ihren Nikoläusen, um ihre kunstvollen Masken dem Publikum zu präsentieren aber natürlich auch, um den Zuschauern ein wenig Angst und Schrecken einzujagen. Der Krampuslauf ist für Kinder, Familien und Brauchtumsbegeisterte ein Fixpunkt im Advent. Die Vorfreude auf die Krampuszeit ist seit meiner Kindheit dieselbe geblieben. Ich bin seit ein paar Jahren selbst als „Engerl“ mit meiner Pass unterwegs und das schönste in diesen Tagen sind die leuchtenden Kinderaugen, die hinter dem Tisch glänzen, wenn der Nikolaus das Haus betritt.

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Tipps und Info:

Pongauer Perchtenlauf
Perchtenlauf in St. Johann in Salzburg

Bildnachweis: Stefanie Mayr, TVB St. Johann, Gerhard Mayerhofer Photography