Mystischer Moorvember - ein Herbstspaziergang im Ebener Moor

Der „Altweibersommer“ ist längst vorbei, die Temperaturen purzeln und die Natur bereitet sich auf den kommenden Winter vor. Früh morgens kann man den Schnee schon riechen. Während die einen es nicht mehr erwarten können, sich endlich die Ski anzuschnallen, kosten andere noch jeden Herbsttag aus. Heute nehme ich euch mit in den geschützten Landschaftsteil des Ebener Moors – ein Ort, der besonders im Spätherbst in eine mystische und gleichzeitig wundervolle Stimmung eintaucht.

Fact-Check

Bevor wir unseren Herbstspaziergang starten, gibt’s noch eine kleine Geschichts- und Biologiestunde: Das Ebener Moor, auch Birkenmoor genannt, ist der letzte Rest eines gewaltigen Moorgebiets, das sich, vor Verbauung, Entwässerung und landwirtschaftlicher Nutzung, über das ganze Tal zwischen dem Ebener Nachbarort Niedernfritz und dem Ennstal erstreckte. Heute bietet das „Ebener Moor“ wichtige Lebensräume für selten gewordene und teilweise gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die unter Naturschutz stehende Trollblume und der ebenfalls geschützte rundblättrige Sonnentau gedeihen hier genauso gut und gerne wie eine Vielfalt an Libellen-, Schmetterlings- und Vogelarten. Um dieses Ökosystem bestmöglich zu erhalten, wurde das 5 ha große Gebiet 1990 zum „Geschützen Landschaftsteil“ erklärt.

Kristallregen und seltene November-Farbtupfer

So, jetzt aber genug des Unterrichts – es ist Zeit, unseren Vitamin-D-Haushalt mithilfe der Herbstsonne aufzuladen. Vom Ebener Ortszentrum sind es fünf Gehminuten in Richtung Altenmarkt, bis wir in die Moorgasse abbiegen und die alte Holzbrücke mit dem grünen Schild „Geschützter Landschaftsteil“ erreichen, wo wir uns links halten. Um diese Jahreszeit statte ich dem Moor am liebsten am späten Vormittag einen Besuch ab. Die Sonne hatte dann schon etwas Zeit, die Bäume und Sträucher von ihren Raureifkristallen zu befreien, während sich am Boden noch eine weiße, glitzernde Decke über das Moor erstreckt. Der getaute Raureif fällt von den Ästen der hochgewachsenen Birken herab und durch die schräg einfallenden Sonnenstrahlen scheint es, als würde es hunderte kleine Kristalle regnen. Ein Regenschutz empfiehlt sich in dem Fall also auch bei Sonnenschein. Doch nicht nur die fallenden Tröpfchen gewinnen unsere Aufmerksamkeit. Haben die meisten Sträucher und Bäume ihr Blätterkleid schon abgelegt, glitzern auf manchen noch vereinzelte grüne und goldene, von Raureif umrahmte Blätter in der Sonne. Willkommene Farbklekse im sonst meist grauen November.

Es sind die kleinen Dinge, die einen groß machen

Auf dem Schotterweg geht es weiter Richtung Badesee, der sich bereits im Winterschlaf befindet. Die Badeseestraße führt uns anschließend wieder zurück zum Moor. Sind wir vorher unter den dichten Ästen und Zweigen spaziert, eröffnet sich hier ein freier und weiter Blick auf das Moor und auf den über das Tal wachenden Lackenkogel. Der Nebel, der sich am Badesee bildet, steigt langsam hinter den Birken und Fichten des Moores empor. Ein Moment, der zum Innehalten einlädt. Die Kombination aus den Details am Wegesrand, die wir als achtsame Spaziergänger heute bewundern durften und dem Weitblick auf das mystische Moor und den Lackenkogel lässt einen sowohl die kleinen Dinge als auch die Landschaft rund herum besonders wertschätzen. Mit diesem stärkenden Gefühl treten wir unseren Weg zurück an und freuen uns auf eine Tasse Heiße Schokolade im Café Philu, dem neuen Café direkt am Ebener Dorfplatz.

Info

Seid ihr auch schonmal im Ebener Moor spaziert, vielleicht zu einer anderen Jahreszeit? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Bildnachweis: Angelika Pfuner