Kulinarischer Bauernherbst in Filzmoos

Sie ist wieder da – die schönste Zeit im Jahr. Der Herbst ist für mich etwas ganz Besonderes. Die Lärchen leuchten in saftigen Gelbtönen, die Almwiesen verwandeln sich in goldbraune Flächen und die Natur wird allmählich ruhiger. Doch vor allem kulinarisch hat die fünfte Jahreszeit im Salzburger Land einiges zu bieten.

Wenn Tradition auf Genuss trifft

Bauernherbstlicher Hochgenuss wird auch im kleinen Bergdorf Filzmoos großgeschrieben. Für mich geht es heute auf die Sulzenalm, genauer genommen auf die Wallehenhütte. Dort darf ich Silvia und ihren Töchtern bei der Herstellung von zwei bäuerlichen Spezialitäten, die kaum noch wo zubereitet werden, über die Schultern schauen.

Hast du schon einmal von den „Hoamfoahkrapfen“ gehört? Oder kennst du „süßen Schotten“? Nun, eines kann ich euch garantieren: diese traditionellen und regionalen Köstlichkeiten sind nichts für Kalorienzähler! 😉

Auf auf`d Ålm

Obwohl es heute etwas trüb und nass ist, geht es für mich mit dem E-Bike auf die Wallehenhütte. Vom Dorfplatz in Filzmoos geht es in Richtung Hofalm (SW07) und weiter hinauf in das Gebiet der Sulzenalm (SW-V-07). Der Nebel schmiegt sich an die Berge und hüllt sie sanft ein. Ich liebe diese mystische Stimmung und auch der Regen macht mir nichts aus, denn umso gemütlicher wird es danach in der warmen Stube. Die Bischofsmütze versteckt sich zwar hinter den Wolken, doch trotzdem halte ich kurz an und genieße die magische Stimmung.

Angekommen auf der Wallehenhütte, kommt mir Katharina – eine der Töchter von Silvia – mit ihrer Tochter und ihrer 4-jährigen Nichte entgegen. „Wir machen uns auf die Suche nach ein paar Latschenkiefer und Vogelbeerstauden, damit wir unsere Tiere schmücken können für Montag“, erzählt sie mir, während die Kinder es kaum erwarten können, loszulaufen. Für mich geht es jedoch erst einmal in die warme Stube oder besser gesagt gleich in die Küche zu Hüttenwirtin und Sennerin Silvia, die bereits dabei ist, den Germteig für die „Hoamfoahrkrapfen“ zuzubereiten. Unterstützt wird sie von ihren zwei weiteren Töchtern Barbara und Julia.

Silvia erklärt mir: „Der Brauch wird bis heute gelebt und die traditionelle Süßspeise gibt es auch heute nur im Herbst, also dann, wenn es für das Vieh zurück ins Tal geht.“

Zubereitung "Hoamfoahrkrapfen"

Bereits am Morgen hat Silvia einen Germteig/Hefeteig zubereitet und diesen zugedeckt zum „Gehen“. Der Teig wird immer wieder durchgeknetet, damit er schön aufgeht. Umso öfters man diesen sanft aufschlägt, desto feiner wird der Teig. „Dies kann ruhig ein paar Stunden dauern“, erklärt Silvia. Danach wird der Teig portioniert und mit in Rum getränkten Rosinen oder Marillenmarmelade gefüllt. Bevor die Krapfen im heißen Fett herausgebacken werden, dürfen sie nochmals eine halbe Stunde ruhen. Profitipp von Silvia: „Zuerst auf der „verkehrten Seite“ backen und unbedingt den Deckel drauf, danach umdrehen und die zweite Seite backen. Es duftet bereits köstlich und mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Doch bevor ich in den Genuss eines Krapfens komme, möchte ich unbedingt wissen, wie der süße Schotten zubereitet wird.

Kennst du "süßen Schotten"?

Beschrieben wird diese Spezialität als eine besondere Milchspeise, die nur einmal im Jahr serviert wird und die aus der letzten Almmilch des Jahres besteht.

Während Silvia die Krapfen fertig backt, ist Babsi dabei, unter ständigem Rühren einen großen Topf frische Kuhmilch aufzukochen. Sie erklärt mir: „Am besten du verwendest frisch gemolkene Milch, denn die lässt sich am besten verarbeiten. Damit die Milch nicht anbrennt, ist es wichtig, ständig umzurühren. Kurz bevor die Milch kocht, kommt ein Schuss Essig in die Milch. Die Milch stockt dadurch und flockt aus. Diese Flocken werden abgeseiht. Danach kommt wieder ein Schuss Essig in die Milch und der Vorgang wird so oft wiederholt, bis nur noch die Molke übrigbleibt. In der Maschine wird der Schotten fein gerührt und danach in Schüsseln abgefüllt. Zu guter Letzt wird noch Anis hinzugegeben und danach kaltgestellt. Kurz vor dem Verzehr wird der grobe Schotten (sieht aus wie Topfen) mit kalter Milch angerührt und mit Rosinen verfeinert. Je nach Geschmack wird etwas mehr oder weniger Milch hinzugegeben, mit Zimt und Zucker gesüßt und viele geben auch noch Butterflocken dazu.

Bis heute wird diese besondere Milchspeise feierlich zum Almabtrieb zubereitet und gerne von den Einheimischen und vor allem den Almleuten selbst gegessen. „Von überall kommen die Leute, nur um süßen Schotten zu essen“, erzählt Silvia. Auch die Nachbarn und Freunde freuen sich über eine Portion dieser traditionellen Milchspeise. Solltest du also den süßen Schotten bei deinem nächsten Besuch auf der Hütte auf der Speisekarte finden, greife unbedingt zu. Die Speise ist und bleibt etwas Besonderes und wird nur noch selten aufgetischt. Weitere Spezialitäten der Hütte, die ich euch auch wärmsten empfehlen kann, sind die bekannten Bauernkrapfen gefüllt mit Marillenmarmelade, Pofesen, Fleisch- und Blattlkrapfen.

Dafür leben wir!

Jetzt kommen wir zum gemütlichen Teil. Der süße Schotten sowie die noch warmen Heimfahrer-Krapfen werden verkostet. Auch Katharina und die Kinder kommen mit einem gefüllten Korb zurück aus dem Wald und gemeinsam verspeisen wir die leckeren Spezialitäten. Ich habe heute zum ersten Mal süßen Schotten probiert. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich ein Fan dieser Speise werde, doch sie schmeckt wirklich sehr gut und ich bin begeistert! Ich kann dir nur empfehlen, süßen Schotten einmal selbst zu probieren.

Es ist und bleibt eines meiner Lieblingsplatzerl und die Aussicht ist Balsam für die Seele. Am liebsten würde ich heute den ganzen Tag auf der Alm verbringen. Ich halte nochmals inne und genieße die Aussicht sowie die tolle Stimmung. Bevor es für mich zurück ins Tal geht, zeigt mir Hannah noch ganz stolz die kleinen Babykatzen. Zum Dahinschmelzen, das kann ich euch garantieren.

Goldener Wanderherbst in Filzmoos

Wer den bunten und vor allem kulinarischen Wanderherbst in Filzmoos erleben möchte, der hat noch bis Ende Oktober die Gelegenheit dazu. Die Filzmoos Sommer Card ist bis 28. Oktober gültig und einige der Almen und Hütten haben bis Ende Oktober geöffnet.

Die aktuellen Ruhetage & Öffnungszeiten findet ihr hier: https://www.filzmoos.at/de/aktivitaeten/almen-huetten-1.html
Informationen Filzmoos Sommer Card: https://www.filzmoos.at/de/services/filzmoos-sommer-card.html

Wenn auch du mit dem E-Bike auf die Alm möchtest:
E-Bike Verleih:
Sport Flory (https://www.flory.at/sportgeschaeft-skiverleih-filzmoos/verleih-sommer/)
Sport Stefan (https://www.sportstefan.at/de/sommersport-filzmoos/mountainbike-ebike.html)

Save the date:

Bauernherbst 2024 | Bauernherbstfest & Traditioneller Filzmooser Almabtrieb am 15. & 16. September 2024

Meine persönliche Empfehlung: Besucht einmal das Bauernherbstfest und/oder den Almabtrieb in Filzmoos. Denn auf diesen traditionellen Festen werden zahlreiche Köstlichkeiten von den Bäuerinnen produziert, die man sonst nicht bekommt.



Bildnachweis: Sabrina Reisenberger