Der Säckler - einer Tradition auf der Spur

Montag, 06:20 Uhr… Normalerweise würde ich meinen Wecker jetzt auf Schlummern stellen, doch heute springe ich regelrecht aus dem Bett. Okay, ich geb‘s zu, ich hab ein wenig übertrieben, aber dennoch fällt mir das Aufstehen an diesem Montagmorgen um einiges leichter als sonst. Viel zu sehr freue ich mich schon auf meinen Besuch bei der Säcklermeisterin Bernadette Fritzenwallner. Einige unter euch fragen sich jetzt bestimmt, was ein Säckler ist. Ähnlich erging es mir, als ich diese Berufsbezeichnung das erste Mal hörte, aber mehr dazu erfahrt ihr später…
Noch ein wenig verschlafen mach ich mich schließlich um 07:15 Uhr auf den Weg ins wunderschöne Kleinarl. Es ist ein kalter Montagmorgen und draußen ist es noch dämmrig. Etwa zehn Minuten später komme ich schließlich an und bin von dem Anblick des wunderschönen alten Bauernhauses, in welchem Bernadette lebt, begeistert – ein uriges Prachtstück. Später erfahre ich, dass dieses bereits im Jahre 1727 erbaut wurde. Leise öffne ich die Eingangstür. Bernadette erwartet mich bereits im „Vorhaus“ und führt mich in ihre Werkstätte. Hier entstehen die Kunstwerke also, denke ich mir während mein Blick durch den Raum schweift. Beim Anblick der vielen schönen Leder-Einzelstücke erkennt man sofort, mit wie viel Liebe Bernadette ihre Produkte herstellt. Da ich unglaublich viele Fragen habe, die ich Bernadette stellen möchte, muss ich mich erst einmal sammeln…

Mit Ausdauer und Talent zum Ziel

Am brennendsten interessiert mich, wie Bernadette auf diesen besonderen Beruf gekommen ist. Ich frage sie also, ob es immer schon ihr Kindheitstraum war, Säcklermeisterin zu werden. Daraufhin muss sie lachen und meint: „Auch ich habe den Beruf lange nicht gekannt.“ Jetzt werde ich noch neugieriger, wie sie von diesem Beruf erfahren hat… Also erzählt sie weiter. Sie erzählt mir, dass sie die landwirtschaftliche Fachschule in Bruck absolvierte und dort ihre Liebe zum Handwerk entdeckte. Daraufhin schnupperte sie in Salzburg in der Getreidegasse als Schneiderin. Wie auch ich, liebt Bernadette es, durch die Gassen zu spazieren und einfach nur die tollen Schaufenster zu begutachten. Eines Tages fiel ihr bei einem Trachtengeschäft beim Preisschild der Lederhosen auf: „Hergestellt in eigener Werkstätte“. Daraufhin begann sie zu recherchieren. Wenig später startete sie schließlich eine Lehre als Säckler in Salzburg.

Tja liebe Leser, noch länger möchte ich euch jetzt wirklich nicht auf die Folter spannen. Alle, die es noch nicht gewusst bzw. erraten haben, ein Säckler ist jemand, der Lederbekleidung anfertigt, beispielsweise Hosen, Röcke, Mäntel und Accessoires. ;-) „Man muss ziemlich viel Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und natürlich Talent mitbringen“, berichtet Bernadette. „Die ersten Monate waren alles andere als einfach“. Die Liebe und Faszination zu diesem äußerst seltenen handwerklichen Beruf und die Freude an der Arbeit ließen sie allerdings weitermachen und so schloss Bernadette nicht nur erfolgreich ihre Lehre ab, sondern ebenfalls die Meisterprüfung. Ihrem Wunsch zur Selbstständigkeit ist sie dabei Schritt für Schritt näher gekommen. Im Mai 2014 eröffnet Bernadette ihre eigene Säcklerwerkstatt am elterlichen Bauernhof.

Wissenswertes

18 – 20 Lederhosen werden pro Jahr in der Säcklerwerkstätte von Bernadette hergestellt. Die maximale Produktionszeit einer Lederhose dauert ca. 140 Stunden. In Salzburg, Tirol, Steiermark und Oberösterreich werden am häufigsten Lederhosen getragen. Hierbei hat jedes Bundesland zu mindestens ein eigenes Design. ;-) Bernadette kauft ihr Leder ausschließlich von österreichischen Gerbern. Für die nötige Geschmeidigkeit verwenden diese Dorschtran (Fischfett).

Die Werkstätte von Bernadette. Der Bauernhof auf dem Bernadette aufgewachsen ist

Bildnachweis: Christina Löcker