Der Bauerngarten im Jahreskreis: Die Ruhe des Winters

Der erste Schnee ist gefallen und hat die Landschaft mit seiner glitzernden Decke zugedeckt. Alles wirkt stiller, die Luft frischer. Zeit für meinen vierten und somit letzten „Bauerngarten-Blog-Besuch“ am Buschberghof in Eben im Pongau. Ich bin schon gespannt, welche Rolle der Garten im Winter spielen wird, und wie Elisabeth die ruhige Zeit nutzt. Da es draußen ziemlich frostig ist, nehmen wir erstmal in der gemütlichen Stube Platz. Auf dem Tisch liegt bereits ein dickes Buch übers Gärtnern, in dem die Bäuerin seit Jahren immer wieder nachschlägt und hilfreiche Tipps und Tricks findet. Jetzt, wo die Ernte abgeschlossen ist und der Garten unter der Schneedecke schlummert und sich regeneriert, kehrt auch bei Elisabeth etwas Ruhe ein. Jetzt findet sie Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen. „Im Winter wird’s still und man spürt eine große Dankbarkeit für alles, was einem der Garten wieder geschenkt hat“. Jedes Jahr aufs Neue lernt die Bäuerin aus guten Ernten und Misserfolgen und nimmt diese Lektionen mit ins neue Jahr.
Mit dem Wintereinbruch steht allerdings noch einiges an Arbeit an. Die Ribisel-Sträucher (Johannisbeeren) gehören fest zusammengebunden, bei den Brombeeren die alten Zweige entfernt und die neuen befestigt. Um die Obstbäume im Spätwinter davor zu schützen, zu früh „in den Saft zu gehen“ und in den kalten Nächten zu gefrieren, besprüht Elisabeth sie ca. 15 cm über der Erde mit Kalk. Durch den weißen Kalk wird das trügerisch warme Sonnenlicht reflektiert und der Baum erwärmt sich weniger stark. Zusätzlich schützt sie die Wurzeln und die Blumen ringsum mit Fichtenzweigen vor der Kälte. Die wenigen Gemüse und Kräuter, die noch nicht geerntet wurden, sind mit Vlies bedeckt. Zum ersten Mal versucht die Bäuerin, einen Rosmarinstock auf diese Weise zu überwintern. Auch Karotten und Petersilienstöcke überstehen so den Winter. Der Petersilienstock kann schon viel früher wachsen und geerntet werden als die neu gesäten Pflanzen. Bei den Erdbeerstöcken hat sie die alten, großen Blätter entfernt, damit der Schnee die Pflanzen nicht von den Stufenbeeten herunterdrückt.

Nicht nur die Pflanzen benötigen im Winter Schutz. Elisabeth nimmt auch jetzt Rücksicht auf Nützlinge – sie bietet Igeln einen sicheren Platz zum Überwintern und achtet darauf, dass sich die stacheligen Zeitgenossen nirgends verheddern oder hineinfallen können. Die Vögel freuen sich über Futter im Vogelhäuschen oder getrocknete Früchte an den Sträuchern, die Elisabeth nicht geerntet hat. Auch die losen Steinmauern wäscht sie nicht aus, damit die Unterschlupfe der Eidechsen und Blindschleichen nicht zerstört werden und sie nächstes Jahr wieder einziehen können. Die Eier von Schnecken aber, die sich vor allem unter Steinplatten befinden, entfernt sie, wenn möglich schon jetzt.Als der Nebel sich zu lichten beginnt, wagen wir uns doch hinaus. Elisabeth möchte mir nämlich etwas Besonderes zeigen. Im Schutz des Vordaches und der Hausmauer haben die Rosen durch den warmen Herbst nochmal zu blühen begonnen und erfreuen Familie Jäger selbst im Dezember mit ihrer Pracht. Sie führt mich noch durch die Lagerräume im Keller, wo sie Kartoffeln, Tomaten, Wintersalat und verarbeitete Lebensmittel lagert – regalweise Gläser und Flaschen mit selbstgemachten Saucen, Säften, Marmeladen und eingelegtem Gemüse. Die Ribisel-Marmeladen werden schon bald fürs Kekse backen verwendet - Weihnachten ist ja nicht mehr weit.

Nun ist also die Zeit gekommen, in der Bäuerin und Bauerngarten ihre wohlverdiente Ruhe genießen können, um bereit für das nächste Frühlingserwachen zu sein. Es war eine wunderschöne und lehrreiche Reise durch das Jahr, und ich bin sehr dankbar, dass Elisabeth sich über die Schultern hat schauen lassen und wir an ihrem langjährigen und wertvollen Wissen teilhaben konnten.
Welche Jahreszeit hat euch am besten gefallen? Was habt ihr durch diese Reise in Elisabeths Bauerngarten im Jahreskreis lernen können? Verratet es uns gerne in den Kommentaren!
Bildnachweis: Angelika Pfuner_TVB Eben