Wir bauen eine (Langlauf-)Brücke

Langlaufen entlang der Jägerseeloipe

Als ich beim Abendessen gemeinsam mit ein paar Mitarbeitern der Gemeinde zusammensitze, erfahre ich als „Zuagroaste“ wieder etwas Neues über unsere Region Wagrain-Kleinarl. Es geht dabei um eine Sportart, die ich noch nicht ausprobiert habe, die jetzt aber definitiv weit oben auf meiner Bucket List steht. Die Langlauf-Loipe zum Jägersee wird durch Nebenbäche der Kleinarler Ache mehrfach unterbrochen, was sie sehr kurz machen würde. Als ich am Rande mitbekomme, dass sie Ende Oktober mit dem Aufbau der Brücken anfangen, werde ich neugierig. Ich wechsle meinen Sitzplatz um mehr darüber zu erfahren, und kurzerhand bin ich eingeladen dem Brückenaufbau beizuwohnen.

Ab nach Kleinarl

Also lade ich meinen Kameraakku auf, schaffe Platz für Bilder und mache mich auf den Weg nach Kleinarl. Zugegeben, sich in der Herbstzeit bereits Gedanken zur Wintersaison zu machen, ist nicht schwer. Sich aber vorzustellen, dass in wenigen Wochen hier die Langläufer an mir vorbeiziehen werden, ist dann schon schwieriger. Besonders wenn die Natur noch sehr herbstlich aussieht.

Als ich zu dem Brücken-Team stoße, ist der Grundpfeiler im Wasser wortwörtlich schon gemacht. Da ich keine geeignete Schutzausrüstung trage, darf ich nur zusehen, fotografieren und Fragen stellen. Muss aber zugeben, es ist beeindruckend, wie schnell das eingeübte Team voran kommt. Trotz des großen Aufwands, den sie mit dem Aufbau jeder einzelnen Brücke haben, nehmen sie sich Zeit mir meine Fragen zu beantworten.

So schnell für mich der Fortschritt natürlich aussieht, so schnell geht es dann doch nicht. Pro Brücke benötigen die Gemeindearbeiter in etwa ein bis zwei Tage, je nach Brücke. Nach etwas mehr als einer Woche stehen dann die vier großen und sieben kleinen Brücken und sind bereit mit Schnee bedeckt zu werden.

Wie lange bleiben die Brücken stehen?

Durchschnittlich stehen die Brücken von Ende Oktober bis Ende April. Das ist abhängig von Wetter und Schneelage. Idealerweise findet der Auf- und Abbau bei Schönwetter statt. Schnee darf dabei keiner mehr auf und um den Brücken liegen.

Bei diesem Wahnsinns Aufwand, stellt sich natürlich die Frage, weshalb die immer wieder abgebaut werden?

Im Frühjahr nach der Wintersaison bei der Schneeschmelze ist das Flussniveau erhöht. Das gefährdet die Stabilität der Brücken und kann sie sogar wegschwemmen. Wenn wir an nicht lang vergangene Hochwasser denken, macht der Ab- und Aufbau daher durchaus Sinn.

Braucht es denn unbedingt Brücken?

Die gleiche Frage könnte ich zu unseren Skigebieten stellen. Ein Lift alleine beschert uns ein tolles Skierlebnis, aber kein langes. Wir mögen Abwechslung. Ohne die Brücken wäre es immer noch wunderschön auf der Loipe zum Jägersee. Mit den Brücken, die jährlich mit den selben Materialien wieder aufgebaut werden und daher auch im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen, wird die Loipe um einiges verlängert, und bietet unseren Langlaufaffinen ein extravagantes Erlebnis mit toller Aussicht.

Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern der Gemeinde und widme mich wieder anderen Aufgaben. Im Dezember komme ich noch einmal zur nun schneebedeckten Brücke die bereits von Langläufern gut genutzt wird. Bei einer Länge von über sieben Kilometern, habe ich das Gefühl alleine zu sein. Nur eine Langläuferin sehe ich an diesem Tag. Mehrere Abschnitte der Loipe sehe ich mir näher an, und muss feststellen wie friedvoll und wunderschön es überall ist. Daher nehme ich mir für den Winter vor, den Sport einmal auszuprobieren. Was die Aussicht betrifft, kann ich die Langlaufloipe zum Jägersee nur sehr empfehlen. Je nach Einstiegspunkt, sorgen das Gasthaus Jägersee oder Hirner’s Restaurant & Pizzeria für das leibliche Wohl (beachtet die Öffnungszeiten).

Bildnachweis: Amanda Schmidt, Jasmin Schwarzenbacher