Ihr wollt wissen, was wohl ein 1887 erbautes Holzhäuschen, der Bau der Ennstal-Bahnstrecke, ein steirischer Schriftsteller, vier SchülerInnen aus der Region, ein Schulprojekt und ein begehbares Bücherregal miteinander zu tun haben? Dann seid ihr hier genau richtig!
Wir schreiben das Jahr 1887. Alois Legerer, Eisenbahn-Gleismeister, errichtet nach dem mühsamen und landschaftlich einschneidenden Bau der Ennstal-Eisenbahn (Strecke Bischofshofen-Selzthal) in Eben im Pongau eine Allee entlang eines Bahnabschnitts. An deren Ende baut Legerer eine kleine Rasthütte und benennt sie nach seinem Lieblingsschriftsteller, dem Steirer Peter Rosegger. So kam das damals noch „Taxen“ genannte Dorf zu seinem Rosegger-Häuschen. Im Jahre 1979 muss das kleine Holzhäuschen aufgrund der Verlegung der Filzmooser Straße sogar umziehen und findet seither seinen Platz neben der Alten Schule an der Ahornallee. Diese wurde übrigens 2007 zum „Geschützten Landschaftsteil“ erklärt. Im selben Jahr wurde auch das Rosegger-Häuschen durch das Engagement der Ebener Volksschule, dem Direktor des Tauernstraßenmuseums, Bruno Müller, sowie den Mitarbeitern der Gemeinde saniert und somit 120 Jahre nach dem Erbau wiederbelebt.
Dass das Häuschen an der Ebener Ahornallee ausgerechnet nach Peter Rosegger benannt wurde, ist schon passend, hat er sich doch selbst als „Waldbauernbub“ bezeichnet. 1843 im steirischen Alpl geboren, erhielt Rosegger eher zufällig Unterricht von einem von seinen Eltern am Hof aufgenommenen Lehrer. „Schulzwang“ gab es in Alpl nämlich keinen, die Schulbildung war oft zu teuer. Während seiner Schneiderlehre kaufte er von seinem spärlichen Einkommen Bücher und lernte als Wanderschneider allerlei Menschen und Geschichten kennen. Diese begann er zu verschriftlichen und bald wurde sein Talent erkannt und gefördert. Daraufhin zog er nach Graz, um sich dort in Germanistik und Philosophie weiterzubilden. Ab 1875 war er als Schriftsteller bekannt und konnte sich bald seinen Traum der eigenen Waldheimat, einem Landhaus in Krieglach, erfüllen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Als ich noch ein Waldbauernbub war“ und „Die Schriften des Waldschulmeisters“. Aber kommen wir zurück nach Eben!.
Seit der Sanierung 2007 war das Rosegger-Häuschen am nördlichen Ende der Ahornallee wieder ein beliebter Rastplatz für Spaziergänger, Radfahrer und Wanderer; die Allee und das Häuschen haben zu jeder Jahreszeit einen besonderen Charme. Doch die letzten 17 Jahre gingen nicht spurlos an der Rasthütte vorbei. Das bringt die vier SchülerInnen des BORG Radstadt Hannah Thurner, Verena Quehenberger, Jana Kraft und Tobias Hafner im Frühsommer 2024 auf eine ganz besondere Idee. Im Zuge des Schulprojektes „Mitmischen und Aufmischen im Dorf“ bringen sie das Rosegger-Häuschen wieder in Schuss und verwandeln es in das erste begehbare Bücherregal in Eben. Unter dem Motto "Bring ein Buch und nimm eins mit!" finden gebrauchte Bücher hier ein neues Zuhause und das gemütlich eingerichtete Häuschen lädt zum Schmökern ein. Wer mehr über den namensgebenden Schriftsteller erfahren möchte, findet im „Großen Peter-Rosegger-Buch“ im Rosegger-Häuschen bestimmt alle Antworten. Die vier Jugendlichen überzeugten mit ihrem Engagement, erreichten den 1. Platz und dürfen sich nicht nur über ein gelungenes Projekt, sondern auch über eine Reise nach Brüssel freuen.
Info
Kennt ihr das Rosegger-Häuschen in Eben, oder wart schonmal dort? Auf alle Fälle ist es jetzt erst recht einen Besuch wert – zum Beispiel in Kombination mit einer gemütlichen Wanderung oder einfach einem Spaziergang durch den Ort. Kleiner Tipp: wenn man im Ortszentrum startet, kommt man direkt an der Bäckerei Eder vorbei, wo man sich eine kleine Stärkung (oder eine Belohnung) gönnen kann ;).
Bildnachweis: TVB Eben Pfuner