Kurz vor Saisonstart durfte ich Josef Stadler, Betriebsleiter am monte popolo in Eben im Pongau, und seinen Mitarbeitern über die Schulter und damit hinter die Kulissen schauen. Denn auch wenn man regelmäßig auf den Skiern steht – man kommt nicht alle Tage in eine Pumpstation oder darf mit einer Pistenraupe mitfahren, oder?
Etwas gespannt bin ich schon, als ich Josef an der monte popolo Talstation treffe – bisher kenne ich Seilbahn und Piste nur aus der Skifahrer-Perspektive. Als erstes machen wir einen Abstecher zum Übungslift Topolino 1, wo vor allem die kleinen Skihaserln unterwegs sind. Vor Inbetriebnahme werden die Sicherungen und die Elektronik unten beim „Liftlerhäusl“ und oben beim Ausstieg überprüft und getestet. Zuletzt passt Josef noch die Spannung des Seils an, bevor es für uns weitergeht zur Pumpstation.
Hier befinden sich zwei Pumpen, die das Wasser vom Badesee und einem Brunnen zu den Beschneiungsanlagen und einer zweiten Pumpstation am Berg befördert – und das mit 80 l pro Sekunde. Das verwendete Wasser muss Trinkwasserqualität aufweisen und wird regelmäßig kontrolliert, genau wie die Elektronik, Hydraulik und Ventile der Anlage. Die Pumpen sowie die einzelnen Anlagen können jederzeit vom Computer in der Talstation oder auch vom Handy aus überwacht und gesteuert werden. Um die 30 Schneekanonen und -lanzen helfen Frau Holle dabei, die Pisten des monte popolo mit Schnee zu bedecken.
Diesen Schnee gilt es, gleichmäßig zu verteilen. Dafür ist unter anderem Herbert mit „seiner“ Pistenraupe verantwortlich. Anschließend werden die Pisten präpariert - wer von euch ist als erster auf der Piste und kann seine Schwünge in den herrlich präparierten Schnee ziehen? Herbert nimmt mich sogar mit auf eine kleine Spritztour. Wir fahren die unterste Piste der Talabfahrt hoch und sind – auf Grund des steilen Geländes – mit einem Seil gesichert. „Leider beachten manche Skifahrer oder Tourengeher die Pistensperre nicht. Im Dunkeln ist das Seil so gut wie unsichtbar. Fährt man in das Seil, kann das sehr böse ausgehen“, warnt Herbert. Was in der Kabine sofort auffällt: neben dem Pedal befindet sich ein Bildschirm. „Dieses System zeigt, wie der Schnee auf der Piste verteilt ist. So weiß man genau, wo zu viel Schnee liegt, und wohin dieser Überschuss hingeschoben werden soll. Der Boden wurde im Sommer exakt vermessen, der Höhenunterschied zwischen Feld und Pistengerät ergibt somit die Schneehöhe“, erklärt Herbert. Eine simple Idee, die durch hochmoderne Vermessungstechnik zentimetergenaue Arbeit ermöglicht. Gesteuert wird die über 527 PS starke und 14 Tonnen schwere Pistenraupe vereinfacht gesagt mit einem Pedal, zwei Lenkelementen und einem Joystick, mit dem das Schild und die sieben Meter breite Fräse bewegt werden. Dabei kommt das Schild bei der Umverteilung des Schnees und die Fräse beim Präparieren zum Einsatz.
Nach der Spritztour mit der Pistenraupe nimmt Josef mich mit in die Werkstatt nach Flachau. In der großen Halle stehen gerade zwei der Raupen zur Revision. „Unsere Pistenraupen werden alle mit HVO-Kraftstoff getankt“, erwähnt Josef. Mit diesem synthetischen Kraftstoff können 90% der Emissionen im Vergleich zum Dieselantrieb eingespart werden. Diese Maßnahme ist nur eine von vielen, die sich Snow Space Salzburg, die das Skigebiet monte popolo mitbetreibt, setzt, um bis 2025/26 Klimaneutralität zu erreichen. Auf dem Weg zurück nach Eben erzählt mir Josef von seiner Karriere: „Nach der Schule machte ich eine Lehre als Elektriker. 1997 fing ich an, in Eben beim Lift zu arbeiten. Betriebsleiter bin ich seit 2008, dem Jahr, in dem der Doppelsessellift saniert und der Popolo 2 gebaut wurde.“ Was er besonders an seinem Beruf schätzt: „Die Abwechslung. Es gefällt mir, dass ich überall dabei bin. Wichtig ist, dass ich ein Team habe, auf das ich mich verlassen kann und dass die Verantwortung aufgeteilt werden kann.“ Im Winter sind am monte popolo um die 20 Personen an den Kassen, in der Werkstatt, der Pistenraupe oder bei den Liftanlagen im Einsatz und sorgen dafür, dass wir als Skifahrer und Snowboarder einen schönen Skitag genießen können.
„Jetzt zeig ich dir unseren Oldie“, meint Josef schmunzelnd. Mit Oldie meint er natürlich den Doppelsessellift, der seit 1973 Skisportler verlässlich auf den Berg bringt – und somit 2023 sein 50-jähriges Jubiläum samt Retro-Rennen gefeiert hat. Wie jede Seilbahn hat auch diese alte Dame einen zweiten Motor, der bei einem Stromausfall die Seilbahn vorübergehend antreibt, um die Wintersportler nach oben zu bringen. Das Besondere bei diesem Motor: „Das ist ein VW-Motor, der genau so auch in den Autos damals verwendet wurde.“ Tatsächlich ist der Motor samt Kupplung im Popolo 1 mit dem Notaggregat verbaut. Als mein Blick auf die mit Beton gefüllten Kanister rundherum fällt, hat Josef schon eine Erklärung parat: „Einmal im Jahr muss die Funktion der Bahn mit der Höchstlast getestet werden. Die Betonkanister dienen dann als „Dummies“. Dieser Test und viele weitere Überprüfungen müssen auch bei unserem nächsten Ziel, dem 6er-Sessellift Popolo 2, jährlich bzw. monatlich durchgeführt und akribisch dokumentiert werden. Die Wartung, Kontrolle, Reinigung und Revisionen halten Josef und sein Team auch im Sommer auf Trab – ca. sieben Mitarbeiter sind das ganze Jahr über am monte popolo beschäftigt.
Mit dem Quad geht’s weiter zur Bergstation des Popolo 2. Im Gegensatz zum Doppelsessellift ist dieser nicht festklemmend, das heißt, die Sessel werden bei der Einfahrt in die Tal- und Bergstation vom Seil getrennt und auf eine Schiene umgeleitet. Dadurch bewegt sich der Sessel langsamer, wodurch der Ein- und Ausstieg erleichtert und die Sessel über den Sommer und im Winter über Nacht in den Bahnhof gebracht werden können. Gerade werden die Wetterschutzhauben gereinigt und poliert, damit sie bereit sind für den anstehenden Saisonstart. Dass der Popolo 2 ein paar Jährchen jünger ist als der Popolo 1 merkt man auch an der Technik. Ganze Kästen voller Sicherungen und Steuerungselemente füllen die Räume an der Bergstation. Aktuelle Messwerte und Wetterdaten werden genauso angezeigt wie Fehlermeldungen. Löst das Seil beispielsweise einen Notstopp aus, erkennt das System die betroffene Stütze und Josef und sein Team können schnell handeln.
Voller Eindrücke und neuen Informationen mache ich mich mit Josef wieder auf den Weg hinunter zur Talstation – und freue mich schon auf meinen nächsten Skitag am monte popolo, den ich nach diesem Tag bestimmt noch mehr zu schätzen weiß. Vielleicht trifft man sich ja – beim Carven, Snowboarden, Skitourengehen, im Funpark oder beim Einkehrschwung ;).
Bildnachweis: TVB Eben_Angi Pfuner