Der nächste Blogbeitrag steht an, über was soll ich nur schreiben? Über ein Sommerrezept oder doch lieber über eine Wanderung zum Rossbrand?
Warte mal, wir haben ja August und wir Radstädter wissen, was das erste Augustwochenende mit sich bringt. Rein in die Tracht und hoch auf den Tisch. Das Gardefest ruft!!
In meiner Kindheit war das Gardefest immer ein Familientreffen für mich, wenn ich das so sagen kann. Da sind meine ganzen Verwandten gekommen und wir haben zusammen gefeiert. Jetzt mit 21 Jahren ist am Sonntag immer dieses Familientreffen wo alle zusammensitzen und gute Laune haben. Die anderen 2 Tage gehe ich immer mit meinen Freunden und wir feiern bis in die frühen Morgenstunden rein. Ich bin zwar nach diesen 3 Tagen immer sehr froh, wenn ich die nächsten Tage nichts unternehme, aber das Gardewochenende zahlt sich jedes Jahr aus!
Im Stadtprivileg wird das Jahr 1289, als das Gründungsjahr der Bürgergarde urkundlich erwähnt. Durch die Verleihung des Stadtrechtes durch Erzbischof „Rudlof von Hohenegg“ werden die Bürger zur Verteidigung der Stadt Radstadt verpflichtet und eine bewaffnete Bürgerschaft entsteht. Das allererste Gardefest fand im Jahre 1965 statt und da gab es noch kein riesen Festzelt. Für das erste Gardefest wurde nur der Teichturm und der Vorplatz vorm Turm verwendet. Für das zweite Gardefest wurde im Stöcklgarten in Radstadt ein Zelt mit Plöcken und Stangen aufgebaut. Die nächsten Jahre wurde dann am Teichparkplatz gefeiert und das schon um eine Spur größer. Im Jahre 1972 wurde das Gardefest auch immer beliebter und 1982 begann dann eine stetig steigende Besucherzahl. Wegen der steigenden Besucheranzahl wurde das Gardefest auf den heutigen Gardeparkplatz verlegt und hier findet das Gardefest bis heute noch statt. 2014 fand das 725-jährige Bestandsjubiläum der Radstädter Garde statt und dieses wurde groß gefeiert. Bis heute steigen die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr und der Festplatz ist in den letzten Jahren stark vergrößert worden. Jetzt befinden sich die Besucher nämlich nicht nur mehr im Festzelt, sondern auch außerhalb vom Festplatz. Entweder beim Autodrom oder Crazywave fahren oder im Piratenschiff am Stadtteich. Im Teichturm, oder wie die meisten ihn nennen „Gardeturm“ wird bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert sobald das Zelt schließt.
Na dann, genug Geschichtliches. Hier ein Einblick zu meinem ersten Gardetag in diesem Jahr. Viel Spaß beim Lesen!
„Endlich, es ist Freitag, bedeutet der erste Tag vom Gardefest. Ich freue mich den ganzen Tag schon sehr auf heute und das haben meine Arbeitskollegen glaub ich auch bemerkt. Juhu, endlich Dienstschluss. Ich packe meine Sachen und verabschiede mich noch schnell von meinen Kollegen. „Bis später, wir sehen uns! “, rief ich ihnen zu. Heute gehe ich nämlich zum ersten Mal mit meinen Arbeitskollegen aufs Gardefest. Das wird sicher lustig!
Zuhause angekommen, schmeiß ich mich gleich in mein Dirndlkleid rein, mache mir eine Frisur und geh nochmal ein wenig über mein Makeup drüber. „Ja, müsste so passen“, sage ich zu meinem Spiegelbild. Jetzt noch schnell etwas essen und meine Tasche packen und los geht’s! “Stopp!“, rief meine Mama. „Hast du nicht etwas vergessen?“, fragt sie mich. Ich überlege, aber mir fällt nichts ein. „Die Schleife vom Dirndl ist nicht richtig gebunden. Du bist immerhin vergeben, also auf die rechte Seite damit“, sagt meine Mama zu mir. Auf der rechten Seite gebunden, zeigt einem ja, dass die Frau vergeben, verlobt oder verheiratet ist. Links hingegen ist für die Singles. Ganz nach dem Motto: „Schleife links, Glück bringts“. 😉
„Okey, danke Mama, ich bin dann mal weg“, sage ich zu ihr und gehe schnell bei der Haustüre raus. Am Weg zum Stadtplatz bemerke ich, dass heuer ja schon das 58. Gardefest ist. Ich frage mich daher immer wieder, wer auf diese tolle Idee gekommen ist…
Leutnant Hans Schnell hatte damals die Idee, die anstehende Fahnenweihe mit einem Fest zu verbinden. Die Generalversammlung stimmte also diesem Vorschlag zu und somit fand das erste Gardefest am 07.August 1965 statt. Seitdem wurde noch nie ein Gardefest ausgelassen (außer zur Coronazeit☹) und ich als Gardeliebhaber, freue mich jetzt schon auf viele weitere Gardejahre.
Angekommen am Stadtplatz sehe ich schon meine Arbeitskollegen, sowie viele andere Zuschauer die alle auf die ersten Musiktöne der Stadtkapelle Radstadt warten. 19:30 Uhr, die Stadtkapelle marschiert ein und die Garde stellt sich schon in einer Reihe auf. Ich halte schon mal meine Ohren zu, gleich wird’s laut! Boom, der Schuss von der Kanone fällt, jetzt heißt es „Links Rechts“ rüber marschieren zum Festzelt.
„So viel los schon wieder, zum Glück ist ein Tisch für uns reserviert“, denke ich mir als ich das Festzelt betrete. Als ich mich gerade hingesetzt habe, kommt auch schon die Kellnerin und fragt uns, was wir denn bestellen wollen. Natürlich ist das Erste was ich sage „A Hendl bitte“. Wusstet ihr, dass es beim Gardefest das beste Hendl gibt? Wenn nicht, probiert es aus! 😉 „Wie ich mich die ganze Woche schon auf das Hendl freue“, sage ich zu meiner Arbeitskollegin. Sie lacht und meint „Ein bisschen warten müssen wir bestimmt, bei dieser Menschenmenge“. Wie viel Personal wohl an diesen 3 Tagen gebraucht wird, damit jeder so schnell wie möglich alles serviert bekommt? …..
Die Garde besteht aus 60 Mitgliedern, die alle fleißig anpacken, nichts desto trotz benötigt man noch einmal 100 Arbeitskräfte, damit alles so schnell wie möglich verläuft. Auch externe Firmen helfen beim Gardefest mit. Eine der wahrscheinlich beliebtesten Firmen ist die, welche das berühmte Gardehendl zubereitet!
Ah, da ist auch schon unser Essen. Ich genieße mein Hendl und zum Runterspülen habe ich mich für einen Radler entschieden. Ich werde ja nie verstehen, wie man Bier dazu trinken kann oder generell ein Bierliebhaber ist. Jeder Zweite, denn ich sehe hält ein Bier in der Hand. Wie viel Bier wohl in den drei Tagen getrunken wird….
Insgesamt werden 4.200 Liter Bier getrunken. Wenn man dann auch noch den Radler dazurechnet, liegen wir bei 6.000-7.000 Litern insgesamt. Hättet ihr das gedacht?
Als alle mit dem Essen fertig sind, kommt auch schon Harald, der Gardeobmann zu uns um zu schauen, ob alles passt bei uns. Mein Chef und er reden ein wenig und ich höre raus wie viel dieses Jahr wieder zu tun war, um alles so gut wie möglich hinzubekommen. Für Harald muss das sicher sehr anspruchsvoll sein, alles zu planen, denke ich….
„Ja, es ist sehr anstrengend, wir sind nämlich jetzt schon an den Vorbereitungen für das nächste Gardejahr. Man braucht immer 1,5 – 2 Jahre, bis man das Gardefest organisiert hat. Wir wollen ja, dass alles perfekt abläuft und jeder seinen Spaß hat“, sagt Harald zu mir.
Nachdem Harald weitergegangen ist, höre ich auch schon den Dirigenten der Stadtkapelle rufen „Krüge in die Hand und rauf auf den Tisch“. Nach dem ersten Ton weiß ich schon was los ist. Die ersten, unverkennbaren Takte des Rainermarsches erklingen und das ganze Festzelt steht am Tisch. Jeder singt aus tiefster Seele mit und klatscht zum Takt dazu. Bei diesem Lied bekomme ich immer ein Grinsen ins Gesicht, da der Rainermarsch für mich als Kind schon immer ein Highlight war. Was wohl für den Gardeobmann ein absolutes Highlight in den ganzen Jahren war? ....
Ein Highlight für mich, werden immer die Sonntagnachmittage sein. Man glaubt an diesem Tag immer ab 14:00 Uhr, dass es dem Ende zugeht. Aber gerade zu diesen Uhrzeiten machen die Bands noch einmal so richtig gute Stimmung, dass das Zelt in wenigen Minuten wieder voll ist. Dadurch verschwinden dann bei den meisten Besuchern die „Nachhause“ Gedanken sehr schnell😉
Nachdem der Rainermarsch vorbei ist, bleiben trotzdem die meisten Besucher am Tisch, da jetzt die erste Band für das diesjährige Gardefest kommt und zwar „Die Lauser“. Die Bands dieses Jahr sind mal wieder top und die Stimmung wird dadurch noch einmal besser. Was wohl die beste Band bis jetzt in all den Jahren für die Garde war….
Eine gute Band erkennt Harald anhand der Stimmung der Gäste. Sie hatten schon Bands die beim ersten Mal eine richtig gute Stimmung erzeugt haben und beim zweiten Mal leider ein wenig untergegangen sind. Daher ist es noch schwieriger zu sagen welche Band gut ist und welche nicht. Heuer treten ja am Sonntag die Nockis auf, da ist glaube ich jeder schon gespannt wie überfüllt das Zelt sein wird. Die Nockis kennt ja doch jeder!
Das Zelt füllt sich immer mehr und mehr und trotz allem sieht man den Kellnern oder der Garde kein bisschen Stress an. Ich hätte ja wahrscheinlich schon längst meinen Kopf verloren bei so einer Menschenmenge. Ah, da ist Harald, ich frag ihn mal kurz ob er diesen Zustand nicht für stressig hält...
Er lacht nur, auf meine Frage und sagt:“ 2014 war eines der anstrengendsten Jahre. An diesem Wochenende sorgte das Zelt bereits am Samstagnachmittag wieder für Stimmung. Eigentlich wird ja nur am Sonntag den ganzen Tag die Musik aufgedreht. Der Grund dafür war das 725-jährige Bestandsjubiläum und dieses musste gescheit gefeiert werden!“
Meine Arbeitskollegen und ich blieben dann noch eine Weile sitzen und feiern gemeinsam, bis es dann auch schon Zeit war nachhause zu gehen. Auch wenn ich noch länger geblieben bin😉, gehe ich mit Ihnen raus und wir verabschieden uns. Ich mache mich dann auf den Weg zu meinen Freunden und feiere mit ihnen weiter. Viele Stunden vergehen und auf einmal ist es schon 04:00 Uhr in der Früh. „Okey, jetzt muss ich auch ins Bett“, sage ich zu meinen Freunden. Ich verabschiede mich von ihnen und am Nachhauseweg kommt mir der Gedanke, wie wohl das Gardefest der Zukunft aussehen wird.
Ich wünsche mir für das Gardefest nichts Neues. Ich möchte, dass alles wie in den vergangenen Jahren bleibt. Es ist vor allem wichtig, dass alle zusammenhalten, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war, und dass nichts Schlimmes geschieht.
Angekommen zuhause lege ich mich ins Bett und in ein paar Minuten schlafe ich auch schon ganz tief und fest. Träumen werde ich wahrscheinlich von den nächsten zwei Gardetagen, auf die ich mich jetzt schon sehr freue!
PS: Zum Thema Nachhaltigkeit beim Gardefest, ich habe erfahren, dass die Garde schon einige Jahre sehr auf dieses Thema achtet. Für die Hendl benutzen sie Papierteller und für die Becher an der Bar, wird Hartplastik benutzt. Das bedeutet, dass die Becher nach dem Gardefest zu der jeweiligen Firma zurückgesendet werden, wo diese dann gewaschen und im nächsten Jahr wiederverwendet werden.
Ein großes Dankeschön an Harald Gappmaier für das Interview!
Gratulation auch an die Garde, dieses Wochenende war mal wieder mehr als top!
Hier ein kleiner Rückblick auf das 58. Gardefest: https://www.youtube.com/watch?v=cV1L-U2VWoM
Dann würde ich sagen bis zum nächsten Mal😊
Bildnachweis: Selina Althuber, TVB Radstadt
Lorenz Masser