St. Johann ist heuer bereits zum 14. Mal ein Etappenziel- bzw. Start in St. Johann in Salzburg statt. Nach den Jahren 1955, 1967, 1969, 1997-2000, 2011-2014, 2017 und 2023 haben wir als Veranstalter schon eine gewisse Routine in der Durchführung dieser, gemessen an den Gesamtzuschauern, größten Sportveranstaltung in Österreich. Mit über 250.000 LIVE-Zusehern an der gesamten Strecke und in den Etappenorten kann kein Skiweltcup, Formel 1 oder Motor GP Bewerb „mithalten“.
Wie wird man nun Austragungsort einer Etappe im Rahmen dieses Radrennens? Zuerst erfolgt die Budgetaufstellung für eine derartige Großveranstaltung. In St. Johann in Salzburg ist deshalb die örtliche Bergbahngesellschaft „Snow Space Salzburg Bergbahnen AG“ sowie die Stadtgemeinde St. Johann gemeinsam mit dem TVB „mit im Boot“ um die Veranstaltung monetär und personell abzuwickeln. Natürlich unterstützt auch das Land Salzburg mit Mitteln aus dem Sport- und Tourismusresort diese überregionale Sportveranstaltung. Wenn man diese Hürde „geschafft“ hat, kommt naturgemäß viel Arbeit auf das lokale Organisationsteam zu. Ohne freiwillige Helfer geht es nicht: Zahlreiche ehrenamtliche Unterstützer(innen) ihre Zeit und Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen und sich im Sinne des Radsportes beteiligen.
Das örtliche OK, also das Organisationskomitee, wird sehr „schlank“ geführt und die „Abteilungsleiter“ gehen dann wieder in Ihre Gremien.
Vorerst aber sollten wir noch die Sportveranstaltung an sich beschreiben. Für nicht Radsportaffine Leser könnte es doch etwas verwirrend sein :).
Die „Tour of Austria 2024“ wird in der Kategorie UCI 2.1 (inkl. Prolog 6 Tagesetappen) gefahren. Das erlaubt ein Starterfeld mit allen drei „Profikategorien“: World Tour Teams, Pro Teams und Continental Teams. Das Starterfeld wird 20 Mannschaften á 7 Fahrer umfassen. Zum Vergleich: die einzigen drei 3-wöchigen-Landesrundfahrten (Giro d’Italia, Tour de France und die Spanien Rundfahrt) ist nur den World Tour Teams und den eingeladenen Pro Teams vorbehalten. Profiradteams haben im Schnitt 25-30 Sportler unter Vertrag, die individuell bei Rennen eingesetzt werden. Die Besetzung der Rennen hängt dabei wieder von der Länge, Höhenmeter, bisherigem Saisonverlauf, Trainingszustand etc. ab. Deshalb beschicken auch Pro-Teams, die zur gleichen Zeit wie die ToA bei der Tour de France am Start stehen, konkurrenzfähige Mannschaften. Weiters dürfen nur die 3 „großen“ Landesrundfahrten über 3 Wochen (2 Ruhetage) gehen. Bei der heurigen ToA werden deshalb sicher wieder 4-6 Teams der höchsten Kategorie mit ihren Fahrern am Start stehen. Trotzdem werden aber auch die am Start stehenden Österreichischen „Continental“ Teams versuchen, die „Großen“ zu ärgern, zu fordern, davon zu fahren……..
Nun wieder zur Organisation eines Etappenzieles bzw. Startes. Die Strecke selbst wird von der Tourorganisation in Absprache mit lokalen Insidern gemacht. Die Etappen haben meistens eine Länge zwischen 150 bis 220 km. Gespickt sind diese Tagestouren mit zahlreichen Höhenmetern. Bei unserer Etappe sind 154 km (Start in Schladming) mit ca. 3.000 Höhenmetern bis ins Alpendorf zu absolvieren. Bei einem Schnitt von 42 km/h benötigen die Sportler dabei „nur“ ca. 3,5 Stunden. Die Etappe wird natürlich durch die Polizei und lokale Absperrposten gesichert. Es kommt dabei immer wieder zu Straßen „komplett Sperrungen“ bzw. Anhaltungen entlang der Strecke. Bitte habt Verständnis, aber an diesem einen Tag geben wir den Radsportlern den Vorrang.
Für die Veranstalter gilt es den gesamten Aufbau des Zielareals, mit Zieleinrichtung, Ableitung Team Fahrzeuge, Einrichtungen für VIP Club, Siegerehrung, Ausstellungsareal etc. zu organisieren. Des weiteren müssen in Summe ca. 350 Zimmerkontingente in der TOP-Hotellerie organisiert werden. Die Unterkünfte sind den Teams und dem gesamten Tour-Tross vorbehalten. Dabei wird auf kurze Wege geachtet und beste Qualität geliefert. Wir bekommen dazu oft lobenswerte Rückmeldungen von den Teams, dass wir in St. Johann betreffend der Qualität der Beherbergungsbetriebe im Vergleich zum Giro oder der Tour de France die Nase „weit vorne“ haben .
Die Hotels, bei denen Teams untergebracht sind, haben ebenfalls ihre „Hausaufgaben“ zu machen. Es gilt Teambusse und Fahrzeuge unterzubringen, Waschplätze für die Sportgeräte etc. anzubieten. Räumlichkeiten für Massagen vorzubereiten, den vorgegebenen Speiseplan einzuhalten, Eis-Vorrat zum Kühlen der Getränke anzulegen, uvm. Von der Ernährung her sind keine außergewöhnlichen Dinge zu berücksichtigen. Die Ernährung ist bei den Sportlern vorgegeben und manche Teams haben ihre eigene Küchenmannschaft mit dabei. Im Übrigen besteht ein Radteam wie erwähnt aus 7 Sportlern dazu kommen Physios, Techniker, Teamchef und sportliche Leiter – in Summe ca. 18-20 Personen – und alle haben ihre Aufgabe zu erledigen.
Einzigartig ist in St. Johann der am Abend des Veranstaltungstages durchgeführte VIP-Empfang in der Oberforsthofalm, bei dem lokale Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, aktive und ehemalige Spitzensportler aus anderen Disziplinen (Mirjam u. Joachim Puchner – Ski Alpin, Andi Prommegger – Snowboard, Adam Kappacher – Ski Cross, Andi Goldberger – Skispringen, Rene Haselbacher u. Paco Wrolich – Ex-Straßenradsportler uvm.) zu Gast sind. Dieser Abend dient dem Netzwerken und ist immer ein netter Abschluss an diesem Tag.
Der Zielabbau ist um diese Zeit längst abgeschlossen und die dafür notwendige Mannschaft ist schon auf dem Weg in den nächsten Etappenort (diesmal Kals am Großglockner). Der Aufbau des Startareals wird wiederum von einer anderen Brigade erledigt und beginnt ebenfalls bereits am Vorabend. Der Start selbst ist recht unspektakulär und beginnt mit dem Einschreiben aller Mannschaften (alle Sportler müssen auf dem Startbogen unterschreiben) im Bereich des Startareals. Die Straßensicherungsmannschaft bringt sich in Position und der Start erfolgt neutralisiert, das heißt das Rennen wird erst ab einem bestimmten Zeitpunkt bzw. Streckenabschnitt vom Tourdirektor mittels Schwenkfahne freigegeben. In unserem Fall fahren die Sportler vom Alpendorf zuerst durch das Stadtgebiet von St. Johann im Pongau, nehmen die Nordausfahrt (ehem. KIKA) auf die B311 und ab dem Restaurant MCD (umgangssprachlich „Schachtelwirt bzw. Restaurant zur goldenen Möwe“) geht’s im Renntempo Richtung Großglockner bzw. nach Osttirol.
Info
Wir hoffen, wie in all den Jahren zuvor auf eine unfallfreie Veranstaltung und wenn’s leicht geht auf bestes Wetter.
Seid ihr selber begeisterte Radfahrer? St. Johann hat auch tolle gemütlichen Radtouren – schaut’s vorbei wenn St. Johann zur Radhochburg wird.
Snow Space Salzburg https://www.snow-space.com/de/sommer
Stadt St. Johann https://www.st.johann.at/
Unterkünfte: https://www.josalzburg.com/de/urlaubsplanung/unterkuenfte-in-st-johann-in-salzburg.html
Veranstaltung: https://www.josalzburg.com/de/veranstaltung/st-johann-in-salzburg-tour-of-austria-1.html
Radtouren: https://www.josalzburg.com/de/aktivitaeten/sommer/biken.html
Mirijam Puchner: http://www.mirjam-puchner.at/intro
Andi Prommegger: https://www.skiaustria.at/de/teams/andreas-prommegger
Andi Goldberger: https://andreasgoldberger.at/
Rene Haselbacher: https://www.instagram.com/haselbacher77/?hl=de
Bildnachweis: Snow Space Salzburg_Maria Unterrainer