In der glanzvollen Welt der traditionellen Vereine, wo Brauchtum und Erbe hochgehalten werden, spielt eine besondere Figur eine tragende Rolle: Die Marketenderin. Doch zu den Aufgaben der Marketenderin zählt nicht einfach nur Schnaps ins Fass und ab geht die Party, sondern auch hinter den Kulissen gibt es ein paar Dinge, die vorab erledigt werden müssen. Glücklicherweise kann ich das sehr gut einschätzen, da ich die Bauernschützen Kleinarl seit 2017 als Marketenderin begleite.
Wir treffen uns immer gemütlich einen Tag vor der Ausrückung und sammeln in unseren Gärten Blumen und Grünzeug, welches, wenn möglich, auch lang haltbar ist. Je nach dem, wie das Jahr so verläuft, stellt uns das manchmal vor ein paar Herausforderungen. Im Frühling und im Herbst, wenn uns in manchen Jahren sogar schon der Schnee besucht hat, kann das oft etwas schwierig werden. Wir gehen da meist gar nicht nach einem bestimmten Schema vor, sondern sammeln, was uns gefällt und binden dann los. Ein „Kranzei“ für jedes „Banzei“ und natürlich darf der Korb nicht vergessen werden. Das „Banzei“ ist das kleine Holzfass, in dem wir unseren Schnaps mitnehmen.
Mit dem Erntedankfest in Kleinarl schließt sich ein Sommer voller Ausrückungen ab. Und dieser Prangertag steht uns kurz bevor. Das Vereinsdirndl ist gewaschen und gebügelt und die wiederverwendbaren Stamperl gereinigt. Unsere Haferlschuhe glänzen und die Strümpfe liegen bereit. Jetzt fehlt nur noch eins: Der Blumenschmuck.
Also los geht’s und wir treffen uns gemeinsam zum Blumenschmuck binden. Wir sammeln wirklich alles, das uns in die Hände fällt von wildem Wein bis hin zu jeder farbigen Blüte, die wir finden, nehmen wir mal alles mit und setzen uns an einen Tisch. Hier gibt es eine klare Arbeitsteilung: Eine bindet, eine sortiert und reicht die Blumen an die „Binderin“. Das „Kranzei“ muss einmal diagonal über das Schnapsfass reichen und wird jeweils an der Außenseite befestigt. Auch für den Korb gibt es etwas bunten Schmuck. Immerhin müssen wir beim Erntedankfest doch die prachtvollen Geschenke, die uns unsere Natur geschenkt hat, herzeigen und ehren. Es dauert ja eh nicht mehr lange und unser Tal strahlt in einer weißen Schneepracht.
Am Tag des Erntedankfestes treffen sich die Vereine um 08:30 Uhr vor der Volksschule in Kleinarl und marschieren gemeinsam zur Kirche. Dort trifft der Pfarrer mit seinen Ministranten ein und der Festzug beginnt. Im Anschluss findet noch eine Feldmesse statt und danach marschieren die Vereine weiter zum Hotel Guggenberger, wo wir den Tag feierlich ausklingen lassen.
Wenn der ganze „offizielle“ Teil vorbei ist, gehen die Vereine gemeinsam mit den Besuchern noch ins Hotel Guggenberger und essen gemeinsam. Die Trachtenmusikkapelle sorgt dabei für musikalische Begleitung und Unterhaltung. Nach dem wir Marketenderinnen gegessen haben, drehen wir die erste Runde mit unserem Schnapsfass und versorgen alle mit Schnaps. Unseren Schnaps bekommen wir immer aus unterschiedlichen heimischen Brennereien. Als Aperitif für alle, die noch auf ihr Essen warten oder als Digestif bzw. „Verdauungsschnapserl“ für alle, die bereits gegessen haben. So geht es dann den Nachmittag über weiter bis wir unser Schnapsfass ins Vereinsheim bringen und selber den Tag noch mit ein paar Getränken ausklingen lassen.
Am späten Nachmittag treten dann alle ihre Heimreise an und das Schnapsfass wird versorgt und alles gereinigt. Nach diesem Tag dauert es nämlich wieder ein halbes Jahr bis zur nächsten Ausrückung! Einmal Reset und ab in die Winterpause.
Info
Wart ihr schon einmal bei einem Prangertag dabei und habt einen Schnaps der Marketenderinnen gekostet?
Bildnachweis: Belina Huttegger