„An Fried, an Reim und an Gsund"

So lautet der Spruch des Perchtenobmannes. Am 06.01. ist es wieder so weit – der alljährliche Pongauer Perchtenlauf findet zum 17. Mal in Altenmarkt statt. Von klein auf erzählte mir meine Großmutter, dass das Tor zum Geisterreich in der Zeit der Rauhnächte, vom 21. Dezember bis zum 6. Jänner, offenstehe. In diesem Zeitraum sei es Geistern möglich, umherzutreiben und Unheil zu verbreiten. Doch damit dies nicht geschieht, gibt es bei uns im Gebirge den Perchtenbrauch. Die Perchten jagen die dunklen Wesen fort, beschützen uns Menschen und rufen dabei segenbringende Geschöpfe herbei, um einen fruchtbaren Frühling im neuen Jahr sicherzustellen.

Lange glaubte ich, dass Schiachperchten und Krampusse dasselbe sind – das stimmt aber nicht. Sobald ich früher den Krawall, die dumpfem Glocken- und den hellen Schellenklang hörte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Da die erste Assoziation dieses Lärms eben mit schmerzhaften Schlägen vom Krampus ist! Beim Pongauer Perchtenlauf ist das aber anders. Während der Krampus die unartigen Kinder durch Hiebe mit seiner Rute bestraft, soll die Percht hingegen die bösen Geister des Winters vertreiben und somit ein glückbringender Beschützer sein. Und falls doch einmal ein Hieb deinen Körper streift – keine Angst. Ein Schlag von einem Schiachpercht soll viel Glück und Gesundheit fürs neue Jahr bringen. In unserem Perchtenbrauch gibt es traditionell keine Schiachperchten ohne Schönperchten. Also falls man sich nicht sicher ist, ob vor einem eine Schiachpercht oder ein Krampus steht, sollte man nach Schönperchten und anderen mystischen Wesen Ausschau halten. Und falls es keine Schiachpercht ist – dann muss man rennen wie der Blitz!
Am Perchtenlauf angekommen laufen zuerst die furchterregenden Schiachperchten. Das grausige Aussehen und der Radau der Schiachperchten dient dazu, die bösen Geister des Winters zu vertreiben und das alte Jahr auszukehren. Im Anschluss an die Schiachperchten stolzieren die Schönperchten feierlich durch die Straßen. Die Schönperchten vermitteln den Bewohnern, mit ihren bis zu vier Meter hohen Kappen, übermenschliche Kraft und Gewalt. Sie symbolisieren den Frühling, das Licht und die Fruchtbarkeit. Ich erinnere mich noch genau daran, wie erstaunt ich war, als ich als kleines Mädchen zum ersten Mal eine Schönpercht sah. Besonders beeindruckt bin ich immer von den Referenzen der Schönperchten, die zu Klängen der Holzmusik tanzen – sie gelten als Höhepunkt des Perchtenlaufes. Auf Kommando des Perchtenhauptmannes verneigen sich die Schönperchten tief vor den Bewohnern und Besuchern um Ihnen Segen zu bringen. Dabei kann man besonders gut ihre einzigartigen Schmuckkappen bewundern. Begleitet werden die Schön- und Schiachperchten von anderen erstaunlichen Gestalten wie etwa der Habergeiß, dem Bärentreiber, den Hexen, den Wald- und Zapfenmandl bis hin zu den Hl. Drei Königen
Jedes Mal wieder bin ich von den beeindruckenden Perchtenmasken erstaunt. Jede einzelne Maske ist ein Unikat. Da die Perchtenmasken klassisch in Handarbeit hergestellt werden, kann man sich vorstellen, wieviel Zeit, Bedacht und Geschick allein eine Maske, in Anspruch nimmt. Auch keine schauerliche Grimasse einer Schiachpercht, mit dazugehörigen Reißzähnen und teufelsähnlichen Hörnern, gleicht einer anderen. Die handgearbeiteten Masken, egal ob Schön- oder Schiachpercht, werden beim Pongauer Perchtenlauf ausschließlich von Männern getragen. Ausgenommen von dieser Regelung sind nur Mitglieder der Blasmusikkapelle.

Info

Bei uns im Land Salzburg gibt es den Perchtenbrauch schon lange. Wirklich lange – laut Aufzeichnungen kann der Perchtenbrauch des Bundeslandes bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Und schon seit 1957 gibt es den traditionellen Perchtenlauf im Pongau. Seitdem wechseln sich die Gemeinden Altenmarkt, Bischofshofen, Bad Gastein und St. Johann im Pongau mit der Veranstaltung dieses spektakulären Events ab.Ich werde mir den eindrucksvollen Pongauer Perchtenlauf am 06. 01. nicht entgehen lassen.

Bildnachweis: Air Media_Karl Strauch